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 Schleizer Pfefferkuchen

22.12.2023

                                                 Schleizer Pfefferkuchen

Pfefferkuchen! Welches Kinderherz schlägt da nicht höher? Klingt der Name nicht weihnachtlich? Oder gibt es einen Weihnachtstisch ohne Pfeffer- oder Lebkuchen? Sie gehören wie die Äpfel und Nüsse seit alters zum „bunten Teller“ auf dem Gabentisch unterm Weihnachtsbaum. Wie kommt aber das wohlschmeckende Backwerk aus Mehl und Hönig oder Zucker oder Sirup, vermischt mit verschiedenen Gewürzen, Mandeln usw. zu diesem Namen, den es seit Jahrhunderten führt? Mit den Früchten des Pfefferbaums, die als Gewürz im Haushalt wie im Nahrungsmittelgewerbe vielfach Verwendung finden, hat der Name Pfefferkuchen nichts zu tun. „Pfeffern“ nennt man in Süddeutschland einen alten Volksbrauch, der besonders am 26. Dezember, dem St. Stephanstag, geübt wurde. Der Tag heißt daher der Pfefferleinstag. Das Pfeffern bestand darin, dass die Kinder die Eltern, die Eltern die Kinder, Mädchen die Burschen oder umgekehrt im Bett überraschten und mit Zweigen vom Wacholder oder Eberesche (Vogelbeerbaum) leicht schlugen. Wacholder und Eberesche galten als kraftverleihende Lebenserfrischer, und die Zweige nannte man daher Lebensruten. Als Geschenke für das „Pfeffern“ wurden in kunstvolle Holzformen gepresste Kuchen gegeben, die Männer und Frauen darstellten und Pfeffer- und Lebkuchen genannt wurden. Auch unsere Jungen kennen den Ausdruck „pfeffern“ für schlagen, und gar oft kann man in ihren Erzählungen hören, dass sie einem anderen im Streit „eine reingepfeffert“ haben. Als Städte, in denen die Leb- oder Pfefferkuchenbäckerei oder –küchlerei schon seit alters blüht, gelten Nürnberg, Basel, Ulm, Metz, Braunschweig, Danzig Thorn u.a. Aber auch sonst wurden überall in den Städten Pfefferkuchen gebacken, und auf den Schleizer Märkten waren es besonders die Bäckermeister aus Tanna und Saalburg, die ihre Lebkuchen feilhielten. Da aber den Schleizer Meistern dasselbe Geschäft auf den dortigen Märkten untersagt, ihnen dort sogar ihre Ware weggenommen wurde, so bestimmten die Artikel der Weißbäcker Innung zu Schleiz im Jahre 1728, dass auch hier nur die Schleizer Meister berechtigt waren, mit „Schleizer und anderen schlechten Pfefferkuchen“ zu handeln. Wenn sie aber damit handeln konnten, war ihnen auch das Recht der Herstellung gegeben. Gleichzeitig wurde ihnen aber verboten, andere Märkte mit ihren Waren zu besuchen. Außer den Bäckermeistern hatte nur die Apotheke das Recht, mit Pfefferkuchen zu handeln, aber nicht mit hier hergestellten, sondern mit Nürnberger. Dieses Recht hatte sie 1625 erhalten. Auch nach Gründung der Kramer Innung 1763 blieb die Apotheke das alleinige Recht des Handels mit Nürnberger Pfefferkuchen. Der Vorrang dieser bestand in dem Geheimnis, den Kuchen eine besondere Schmackhaftigkeit und einen schönen äußerlichen Glanz zu verleihen. Im Gegensatz zu ihnen waren die Lebkuchen anderer Städte, also auch die Schleizer, nur aus braunen Mehl hergestellt und trugen keinen Glanz. Sie wurden daher zum Unterschied von den berühmten Nürnbergern „schlechte“ das heißt schlichte, einfache Pfefferkuchen genannt. Neben Nürnberg war es u.a. die Stadt Thorn, die durch ihre Pfefferkuchenbäckerei seit alters her einen Ruf hatte. Aus dieser Stadt wanderte 1764 Jacob Riedel in Schleiz ein und erwarb sich als Lebküchler das Meisterrecht bei der Weißbäcker Innung. Als zehn Jahre später Johann Jacob Riedel das Meisterrecht erwarb, musste er versprechen, „weiter nichts zu backen als seine Lebkuchen.“ Er wurde der eigentliche Gründer der Schleizer Lebkuchenbäckerei. Durch sein der Nürnberger Pfefferkuchen an die Seite zu stellendes Gebäck begründete er den Ruf der Schleizer Lebkuchen in der weiten Umgebung. Da in Schleiz selbst der Absatz zu gering war, besuchte er die Märkte der umliegenden Städte und der weiteren Umgebung, und die Schleizer Pfefferkuchenbude war überall eine der beliebtesten Verkaufsstände. Bald erwarben auch andere Lebküchler die Erlaubnis zum Betrieb ihres Gewerbes in Schleiz, und beim Tode Johann Jakob Riedel´s (er schrieb sich in den späteren Jahren Ried´l) gab es in Schleiz bereits 3 Lebküchler. So konnte es nicht ausbleiben, dass sich die Lebküchler, oder wie wir heute nennen, Konditoren, bald als eigenes Handwerk fühlten, das seine Rechte den Bäckern gegenüber wahrzunehmen wussten, falls diese auch dazu übergehen wollten, andere als „schlechte“ Pfefferkuchen zu backen. Sie haben auch dafür gesorgt, dass die Schleizer Pfefferkuchen bis heute ihren guten Ruf und ihre Beliebtheit erhalten haben, sodass sie weiterhin versandt werden.  Gefunden im Stadtarchiv Schleiz in „Oberland Nr. 15 

 Foto: Cafe Ried´l Neumarkt abrufbar unter:                                                                                     

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