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Die Quetsche  

11.10.2023

Am unteren Ende des Schleizer Schwimmbades liegt der Rest einer alten Mühle, die seit 1947 zum großen Teil erneuert und mit einem schönen Giebel versehen wurde. Über drei Jahrhunderte sind über die alte Mühle dahingegangen. Im Jahre 1622 wurde sie als Schleifmühle für die Beil- und Waffenschmiede der Stadt Schleiz von der Herrschaft am Oelsbach in nächster Nähe der Pfeffer-, später Neumühle, errichtet. Sie erhielt ihr Wasser aus dem mittleren Küchenteich, was ein großer Schaden für die Pfeffermühle war und zu häufigen Streitigkeiten führte. Diese erhielt zwar ihr Wasser aus dem unteren Küchenteich, musste aber in wasserarmen Zeiten auf den mittleren zurückgreifen. Die Schleifmühle kam bald in Betrieb; in den Jahren 1622/23 wurden in ihr durch die Waffenschmiede Wilke und Rothermund 1644 Waffen geschliffen; der Schleiflohn betrug für jedes Stück zwei Pfennige. Die Verwaltung der Mühle hatte der Herrenmüller, dem dafür der dritte Teil der Einnahmen zustand, den er aber auch bei den Ausgaben zu tragen hatte. Die Bau- und größeren Anschaffungskosten trug die Herrschaft. Der Schleifschlamm wurde von den Schwarzfärbern der Stadt, sowie in Weida, Saalburg, Gera, Gefell, Mühltroff und Lobenstein gekauft. Außer Waffen wurden auch die vom Königsberg gewonnenen Wetzsteine geschliffen. Im Jahre 1647 wurde die Schleifmühle in eine Pulvermühle verwandelt drei Jahre später aber wieder als Schleifmühle eingerichtet, da sie sich nicht rentierte und wurde mit der Görkwitzer Schleifmühle verbunden Im Jahre 1684 pachtete der Pulvermacher Adolf Jakob Senger die Mühle und trieb wieder seinen Beruf darin, in dem er vier Jahre später tödlich verunglückte, „indem beim Pulverstoßen eine Entzündung entstand und er dermaßen beschädigt worden, dass er nach wenigen Tagen verstorben Später ging die Mühle in Privatbesitz über und war lange Zeit mit der Pfeffermühle in einer Hand, bis sie Johann Heinrich Bayerlein 1834 er warb, der die Konzession zum Papiermachen erhielt. Bald darauf aber richtete er eine Graupen-, Mahl- und Schleifmühle darin ein, kam aber in Zahlungsschwierigkeiten, so dass die Mühle 1845 zwangsweise verkauft wurde. Zuletzt wurde in ihr nur geschroten und Hafer gequetscht, wo durch sich im Volksmunde der Name „de Quetsch“ bis heute erhalten hat, trotzdem seit Jahrzehnten in ihr keine Arbeit mehr geleistet wurde und sie ihrem Verfall entgegenging, bis sie 1947 Fischhändler Paul Zörner erwarb, sie erneuerte und einen Teil seiner Fischzucht- und Kälteanlagen in sie einbaute. Seitdem wird sie auch wieder bewohnt und gereicht der dortigen Gegend zur Zierde.

 Robert Hänsel

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