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Das Straßendreieck von Schleiz

24.05.2023

Das Straßendreieck von Schleiz

 Im Anfang vorigen Jahres erfuhr die Bevölkerung von Schleiz plötzlich, dass der Name dieses kleinen bisher fast nur als Geburtsort des Porzellanerfinders Böttger und durch das originelle Gesangbuchslied „Greiz, Schleiz und Lobenstein, Gott schenk uns Regen und Sonnenschein…“ bekannten Thüringer Städtchens, ein der deutschen Sportswelt schon längst geläufiger Städtename ist. Eine Berliner Zeitung hatte damals angekündigt, dass ein Wettfahren für Kraftwagen und Motorräder auf dem „Straßendreieck bei Schleiz“ stattfinden sollte. Niemand in Schleiz wusste, was das für ein Straßendreieck war, niemand hatte davon auch nur gehört. Aber als dann im Juno 1923 das besagte Rennen kam – es handelte sich um die vom Allgemeinen Deutschen Automobilclub, E.V., Gau IIa Thüringen, veranstaltete ersten Brennstoffprüfung für Automobile und Motorräder – war jedemann schnell im Bilde. So wie es in der ganzen Welt nur ein Schleiz gibt – dass ist eine weitere Merkwürdigkeit des Städtchens, dass außer dem stattlichen Schlosse, der alten interessanten Bergkirche und seiner schönen, waldreichen Umgebung nur wenig Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat, so ist auch das Straßendreieck bei Schleiz etwas Einzigartiges – zum mindesten in Deutschland. Es ist eine ideale Fahrbahn für Hindernisrennen von Automobilen und Motorrädern, wie es weit und breit keine zweite gibt. Es umfasst die Straße noch Lobenstein und nach Hof bis Heinrichsruh, dann die Verkehrsverbindungsstraße (früher Prinzessinnenweg genannt) von dort nach der Plaunschen Straße und letztere bis wieder herein in die Stadt, wo sie sich von der ersten trennt. Diese 8 Kilometer lange dreieckige Strecke bietet zunächst einen breiten, soliden Fahrdamm, dann zum Teil sehr schöne schattige Linden- und Eichenalleen, gerade Linien, die leicht zu übersehen sind, kurze und lange, gelinde und starke Steigungen und vor allem drei schwierige Kurven bzw. Ecken, von denen der äußerst spitze Winkel der Gablung der Hof-Lobensteiner und der Plaunschen Straße bei Schleiz die schärfste und gefährlichste ist. Überdies führt die Strecke – und das macht sie so geeignet für Wettfahrten von Kraftfahrzeugen – durch keine Ortschaft, sodass sie ohne Schwierigkeiten abgesperrt und beaufsichtigt werden kann, denn bei dem Schlosse Heinrichsruh und bei Oberböhmsdorf streift sie nur einige wenige Häuser. Aus unserer Abbildung sind Lage und Höhenverhältnisse ersichtlich. Der Startplatz befindet sich an der Huster´schen Gastwirtschaft „Waidmannsruh“ (Sommerfrische) bei Oberböhmsdorf, bei Kilometerstein 2,2 (von Schleiz). Gefahren wird in der Richtung der Pfeile. Auch in diesem Jahre soll das Straßendreieck von Schleiz wieder den Schauplatz regen Sportlebens bilden. Am 15. Juni wird auf ihm die Deutsche Straßenmeisterschaft für Krafträder ausgefahren, ein Sportereignis, das man allerseits mit großer Spannung erwartet.                                                                                                        

V.V.V.S.

Gefunden im Stadtarchiv Schleiz in „Oberlandbote“ Nr.4/ 1924 von Ingo Möckel

Skizze Oberlandbote Nr.4 1924